Aus der Chronik des Kreises der Heimatfreunde Niederdollendorf

 Vor 50 Jahren, am 14. Dezember 1958, trafen sich etwa 30 Niederdollendorfer Bürgerinnen und Bürger im Gasthaus Schaefer am Lindenplatz (heute „Am alten Brunnen“, Hauptstraße 125), um eine Vereinigung zu gründen, die es sich zur Aufgabe machen sollte, alte Überlieferungen, Schriften und wertvolle Altertümer der engeren Heimat zu sammeln und zu pflegen.

 Und so wurde in die erste Satzung für den neu gegründeten „Kreis der Heimatfreunde Niederdollendorf“ aufgenommen: Zweck und Aufgabe des Vereins ist die Förderung des Heimatgedankens durch Wanderungen und Besichtigungen im Gebiet der engeren und weiteren Heimat, durch Organisation heimatkundlicher Vorträge und Ausstellungen, durch Ermittlung, Sicherstellung, Beschaffung und Instandhaltung von Gegenständen, die heimatkundlichen Wert besitzen, durch Aufzeichnung bzw. Sammlung von Erzählungen, Schwänken, Sagen und Legenden und durch Förderung und Anregung aller sonstigen Bestrebungen, die der Pflege des Heimatgedankens, besonders auch im öffentlichen Leben, dienen.

 Den ersten Vorstand bildeten der Vorsitzende Matthias Koll, der Archivar Josef Hoitz - „de Hootze Bapp“ - der Schriftführer Bruno Quadt sowie der Kassierer Heinz-Friedrich Berswordt.

 Wer nun die 50 Jahre Vereinschronik verfolgt, wird eine Reihe von Schwerpunkten heimatkundlichen Tuns erkennen, die bis auf den heutigen Tag das Wirken des Kreises der Heimatfreunde bestimmen. Rund 200 abendfüllende Vorträge erfreuten in diesen Jahren die Zuhörer, ganz abgesehen von den vielen Kurzreferaten im Rahmen des jährlich stattfindenden vorweihnachtlichen Beisammenseins oder im Anschluss an die Jahreshauptversammlung.

 Prominente Namen tauchen auf: Bürgermeister Leo Tendler, Realschulkonrektor Theo Hardenberg, Oberstudiendirektor Matthias Bös, Universitätsrektor Prof. Max Braubach, Volkskundeforscher Dr. Simons, Dr. Memmersheimer, Prälat Dr. Schlafke, Dr. Manfred van Rey, Pfarrer Georg Kalckert. Aber von Anfang an waren es auch Menschen der engeren Heimat, die die Geschichte ihres Ortes erforschten und die Ergebnisse einem interessierten Kreis weitergaben. So finden wir Veranstaltungen mit Toni Matthei, Willy Schoroth, Hans-Willi Kreuer, Heinz-Friedrich Berswordt, Josef Wolf, Gertrud Müllenholz, Friedrich Wolters, Herbert Menden, Erich Altmaier, Wolfgang Kehren und immer wieder Matthias Koll. Seine originellen Vorträge waren von großer Heimatliebe erfüllt, jeder Zuhörer spürte dies.

 Neben den Vorträgen wurden satzungsgemäß heimatkundliche Wanderungen unternommen, die den Naturliebhabern die Schönheiten der Heimat zu erschließen. Exkursionsfahrten und Besichtigungen wurden durchgeführt. Burgen und Schlösser der näheren und weiteren Umgebung, Dome, Kirchen und Klöster der Eifel, des Westerwaldes und des Bergischen Landes, Museen verschiedenster Art, Naturdenkmäler wie Tropfsteinhöhlen, die Eifeler Maare waren das Ziel von Ganz- oder Halbtagsexkursionen.

 Schwierigkeiten ergaben sich in mancherlei Hinsicht: Viele Heimatfreunde überließen dem Verein Fotos aus alter Zeit, Gebrauchsgegenstände, Bilder, Bücher, Urkunden, sakrales Gut. Wo aber  diese  Dinge  aufbewahren? Diese Frage musste gelöst werden. Die heute im Freilichtmuseum Kommern befindliche Fachwerkscheune aus Oberdollendorf sollte nach ihrem Abbruch auf einem von dem Vereinsmitglied Franz Müller zur Verfügung gestellten Grundstück wieder aufgebaut werden. Leider zerschlug sich diese großartige Möglichkeit, ein kleines Heimatmuseum zu begründen. Nachdem die damalige Gemeinde Niederdollendorf einen Raum in der alten katholischen Volksschule am Hochmarkt dem  Verein zur Verfügung stellen konnte, begannen die Einrichtungsarbeiten. Viel Zeit und Geld wurden investiert, fast allabendlich, so vermerkt es die Chronik, trafen sich „Herren des Vorstandes“, um die zukünftige Heimatstube auszugestalten. Es musste renoviert und eingerichtet werden. Die Arbeiten waren fast vollendet, da verdichteten sich die Gerüchte, die alte Schule werde von der Gemeinde verkauft. Und so geschah es auch! Zwar konnte der Verein bis zur Bereitstellung einer anderen gemeindeeigenen Unterkunft den Raum behalten, zwar wurde zur Jahrtausendfeier 1966 im Januar die Heimatstube eröffnet, aber es war ein Leben auf Abruf.

 Trotz der im Jahre 1966 gezeigten Ausstellungen über Niederdollendorf früher und heute, über die St. Sebastianus-Junggesellenbruderschaft, über die kirchliche Entwicklung in Niederdollendorf und über die Longenburg, trotz der Öffnung der Heimatstube für Besucher in der folgenden Zeit, waren die Tage in diesem Domizil gezählt.

 In schwierigen Verhandlungen mit der Gemeindevertretung wurde eine neue Unterkunft gefunden, der Rat der Gemeinde Niederdollendorf beschloss in seiner letzten Sitzung vor der kommunalen Neuordnung, eine Klassenraum in der alten evangelischen Schule zur Verfügung zu stellen. Nun ging es wieder ans Renovieren, ans Umräumen, Nachdem manche Schwierigkeiten überwunden waren, konnte im Oktober 1971 die Heimatstube in neuem Zuhause ihre Pforten öffnen und sich ihren Besuchern präsentieren. Die Zahl der Besucher zeigte immer wieder wachsendes Interesse an den Zeugen der heimatlichen Vergangenheit.

 Vorträge, Exkursionen, Sammlung und Präsentation heimatkundlich relevanter Gegenstände, schon damit kann ein Heimatverein eine durchaus beachtliche Bilanz aufstellen. Aber der Kreis der Heimatfreunde richtete sein Augenmerk von Anfang an auch Aufgabenfeldern in größeren Zusammenhängen und sah die Erhaltung von Kulturgütern als wesentlich an, als der Denkmalschutz noch in den Kinderschuhen steckte.

 So ist aus der Chronik immer wieder zu ersehen, wie engagiert sich der Verein für die Erhaltung oder eine zumindest behutsame Veränderung des Ortsbildes einsetzte. Oft wurden auch Namen für neu entstandene Straßen auf seine Anregung hin nach alten Flurbezeichnungen oder ortsbezogenen Kriterien ausgewählt, so bereits 1959 „Am Dornenkreuz“, und zuletzt „Im Rheingarten“ oder „von-Loe-Straße“.

 Besonders aber nahm sich der Verein der alten Wegekreuze an. So wurde schon 1961 ein Kreuz vom Petersberger Bittweg geborgen, das nach gründlicher Renovierung an geeigneterer Stelle im öffentlichen Raum am Schleifenweg wieder aufgerichtet wurde. Doch trotz sozialer Kontrolle wurde es auch hier wieder mutwillig zerstört. Nach nochmaliger Renovierung hat es dann seinen Platz auf einem privaten Grundstück am Schleifenweg gefunden.

 Ein weiteres Kreuz, das an der Hauptstraße stand, im Jahre 1677 errichtet und 1945 durch Granattreffer zerstört worden war, ließ der Verein unter finanzieller Mithilfe der Stadt Königswinter restaurieren; es fand 1976 seinen Platz an der evangelischen Kirche in der Friedenstraße.

 Im Wald oder am Waldrand stehende Wegekreuze waren vor 40 Jahren besonders gefährdet. Es gab damals Mitmenschen, die ihr Heim mit Teilen solcher Kreuze schmückten. So war es nicht verwunderlich, dass immer wieder Kreuze oder Teile von Kreuzen zerstört oder gestohlen wurden. Wiederum am alten Petersberger Bittweg fanden Vereinsmitglieder Stücke des sogenannten „Schwingenkreuzes“ im Walde verstreut vor. Erkennbar war, dass auch hier ein Diebstahl geplant war. Die Freiwillige Feuer- und Wasserwehr Niederdollendorf besorgte die Bergung und am katholischen Kindergarten in der Petersbergstraße fand es einen neuen und würdigen Aufstellungsplatz. Durch den Einsatz des Kreises der Heimatfreunde und mit Unterstützung privater und öffentlicher Hände konnten fast alle Wegekreuze auf Niederdollendorfer Gemeindegebiet inzwischen einem sicheren Aufstellungsort zugeführt werden.

 Dass das Heiligenhäuschen an der Bergstraße in seiner alten Form nach dem Abbruch beim Ausbau des Schleifenweges wieder aufgebaut wurde, ist nur dem Protest der Bevölkerung zu verdanken. Der Kreis der Heimatfreunde unterstützte mit einer Unterschriftensammlung im Jahre 1965 das Begehren der Niederdollendorfer.

 An Veröffentlichungen hat der Kreis der Heimatfreunde unter anderem vorgelegt: Eine Broschüre mit Gedichten und Liedern von Matthias Koll, Bildbände in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Oberdollendorf und eine Broschüre über die Heisterbacher Talbahn.

 Wie in jedem Verein, so hat es auch in der nunmehr 50-jährigen Geschichte des Kreises der Heimatfreunde Höhen und Tiefen gegeben. Meinungsverschiedenheiten oder Verärgerungen können manchmal Anlass zur Aufgabe der Mitarbeit sein. Meist konnten solche Verwerfungen aber ausgeglichen werden, auch Versöhnung gehört zu den gepflegten Übungen eines Vereins

 Mit Dank soll die Chronik enden und Dank sei gesagt
  • allen, die sich selbstlos zur Verfügung gestellt haben und denen, die sich weiter einsetzen, sei es im Vorstand, sei es durch sonstige Mitarbeit, sei es durch finanzielle Zuwendungen oder einfach Treue zum Verein,

  • allen Mitgliedern die durch ihre Beiträge, ob in finanzieller oder ideeller Form Aktivitäten des Vereins ermöglicht haben und ermöglichen,

  • allen Institutionen, die die Vereinsarbeit unterstützen,

  • allen, die dem Kreis der Heimatfreunde in den vergangenen 50 Jahren geholfen haben.

Der Kreis der Heimatfreunde Niederdollendorf e.V.