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Der Bericht des Niederdollendorfer Pfarrers Hieronymus Wallraff
über Zerstörung und Wiederaufbau unserer Kirche
Im Folgenden zum leichteren Verständnis übertragen ins Neudeutsche,
ein Transkript des Originaltextes, übertragen von Theo Molberg, finden sie als PDF-Datei am Ende dieses Abschnitts Zum ewigen Gedächtnis Am 24. Mai 1689 ist im hiesigen Niederdollendorf im Amt Löwenberg die Pfarrkirche zusammen mit dem ganzen Dorf - ausgenommen etwa vier bis fünf Häuser, die stehen geblieben sind - von der bönnschen französischen Garnison dermaßen eingeäschert worden, dass zunächst der Turm verbrannt ist, die Glocken geschmolzen sind und das Kirchenschiff vom Feuer verzehrt wurde, samt allem, was auf und in der Kirche gewesen ist, außer dem Altar des Heiligen Sebastian, den einige Nachbarn noch brennend herausgetragen haben. Daraufhin hat die hiesige Gemeinde, teils aus Spenden, teils aus Gemeindemitteln bestritten, den Kirchturm wieder aufbauen lassen und die Glocken, drei an der Zahl, auf dem Kleefeld wieder gießen lassen und im Jahre 1691 auch den Turm und im selben Jahre auch die Sakristei wieder decken lassen. Das Kirchenschiff aber oder das Dach der Kirche wie auch die Kirche insgesamt sind anderthalb Jahre lang ungedeckt geblieben und nicht wiederaufgebaut worden, sodass darunter der blaue Himmel und ein wenig Stroh ihren Dienst haben tun müssen. Aus diesem Grund und nachdem trotz häufigen Drängens der Gemeinde die Äbtissin des adeligen Stifts Vilich als unsere Zehntinhaberin ("decimatrix") und Patronin ("collatrix") sich geweigert hat, das Kirchenschiff wiederaufbauen zu lassen, schließlich aber auch weil ein langfristiger Schaden hätte entstehen können, wenn das Gotteshaus desolat geblieben wäre, ist in Übereinstimmung mit der gesamten Gemeinde mit der oben genannten Äbtissin die Vereinbarung getroffen worden, dass sie sich am Wiederaufbau der Kirche und des Kirchenschiffs mit zweihundert kölnischen Talern und Dämmholz von 36 Fuß beteiligt. Die hiesige Gemeinde aber hat die übrigen Baukosten tragen müssen. Überall ist dieses Jahr ein reines Jahr der Missernten gewesen. [...]
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Über die Truppen Ludwigs XIV. am Mittelrhein 1688 - 1689
Auszug aus : Dr. Leonard Ennen,
„Frankreich und der Niederrhein, oder Geschichte von Stadt und Kurstaat Köln seit dem 30jährigen Kriege bis zur französischen Occupation“,
Erster Band, Schwann’sche Verlagshandlung, 1855, Neunzehntes Kapitel, S. 508-510
[...] Der Herzog Philipp Wilhelm [von Jülich und Berg] [hatte sich] schon ein halbes Jahr lang alle Mühe gegeben, den schrecklichen Grausamkeiten der französischen Horden Einhalt zu tun. Alle waffenfähigen Männer seines ganzen Gebietes hatte er zur Verteidigung des heimischen Herdes aufgeboten. Drei Klassen hatte er gebildet, wovon die Jüngeren zuerst, die über 36 Jahre alten waffenfähigen Männer zuletzt eintreten sollten. Trotz aller Anstrengung hatte er es nicht vermocht, den Franzosen überall mit Erfolg die Spitze zu bieten. Als die Feinde sogar Düsseldorf bedrohten, musste er sich zur Zahlung einer Kriegssteuer von 200.000 bergischen Reichstalern verstehen. Statt dieser Summe hatte er ihnen anfänglich die Abtretung des ganzen Amtes Löwenburg angeboten; weil ihnen ohnedies dieser Landstrich sicher schien, hatten die Franzosen diese Offerte abgewiesen. Bevor sie sich raubend und plündernd in dem genannten Amte verbreiteten, musste erst noch das Städtchen Siegburg die schwere Hand dieser grausamen Kriegsscharen fühlen. Ein starkes französisches Corps zog um die Mitte Dezember 1688 gegen Siegburg, und, da die Stadt nicht willig die Tore
Der Kommandant de Mons hatte sich mit 9 Offizieren und 14 Bedienten, ebenso der Vizekommandant mit 5 Offizieren und 6 Bedienten in der Abtei einquartiert; hier verzehrten diese Gäste in dem kurzen Zeitraum bis zum 12. März nicht weniger als 68 Ohm Wein. Den Schaden, den sie in ihrem Mutwillen an Mobilien, Gebäuden und Weinbergen anrichteten, berechnete die Abtei auf 6000 Reichstaler. Die Franzosen bemühten sich, dieses Städtchen zu einem festen Haltpunkt herzurichten, von wo aus sie im Stande wären, den Andrang der Brandenburger aufzuhalten und das ganze Gebiet der Sieg bis nach Bonn hin im Zaum zu halten. Bevor aber ihre Befestigungsarbeiten zu der nötigen Haltbarkeit gediehen waren, wurden sie von den Brandenburgern angegriffen und vertrieben. Bei ihrem Abzug setzten sie noch durch Brand, Raub und Rohheit in dem Andenken der Siegburger Einwohnerschaft ein trauriges Denkmal ihrer Barbarei. Von Siegburg begaben sich die Raubscharen zu kurzer Rast wieder nach Bonn, um im Mai mit um so größerer Wut zu der gewohnten Arbeit zurückzukehren. Ein Teil wandte sich nach der Sieg, plünderte und verbrannte Mondorf, machte einen Anlauf auf Siegburg, legte daselbst in der Aulgasse für 5000 Reichstaler in Asche, brandschatzte Blankenberg, steckte Geistingen in Brand und plünderte das Kloster Zissendorf. Eine andere Rotte begab sich rheinaufwärts nach dem Amte Löwenburg und dem Ländchen Drachenfels. Auf einer fliegenden Brücke setzten etwa 600 Mann bei Oberkassel über den Rhein; die Bauern leisteten tapfern Widerstand, wurden aber geworfen; das Dorf wurde genommen, mit wilder Wut geplündert und die protestantische Kirche nebst Pfarrhaus in Asche gelegt. Dieses Räuberkorps zündete in Niederdollendorf die Kirche an, plünderte das Haus Longenburg, brannte in Königswinter 50 Häuser nieder. Etwas oberhalb Königswinter hatten die Bewohner von Rhöndorf und Honnef den schmalen Pass zwischen Rhein und Drachenfels durch einen Verhau ungangbar gemacht und durch Pfähle und Balken dergestalt verrammelt, dass hier an ein Durchkommen nicht zu denken war. Hundert Rhöndorfer Bauern hatten sich hinter diesen Barrikaden aufgestellt, mutig entschlossen, mit Leib und Leben den Engpass zu verteidigen. Ein gewisser Lacroix aus Mehlem zeigte der feindlichen Schar einen Fußpfad zwischen dem Drachenfels und der Wolkenburg, der sie bald zum größten Schrecken der Einwohner nach Rhöndorf führte. An elnen Widerstand war gar nicht zu denken; Alles flüchtete nach dem Honnefer Wald und rettete, was in der Eile mitgeschleppt werden konnte. Was die Franzosen nicht raubten, zerstörten und verbrannten sie; nichts blieb von dem armen Dorfe stehen als nur der so genannte Turm, den Erben des 1671 verstorbenen Richters [Michael] Heister gehörend. Plündernd, raubend und brennend setzten sie jetzt ihren Zug weiter nach Honnef fort. Die Einwohner hatten sich mit allem, was nicht nagelfest war, in den Wald geflüchtet; nur der Pfarrer Trips, ein Kaplan und der Gerichtsschreiber Leu blieben, um ihre Archive zu schützen. Durch die grausamsten und empörendsten Misshandlungen wurde ihre mutvolle Pflichttreue vergolten. Durch ein Chorfenster stiegen die frechen Räuber in die Kirche und schleppten alles weg, was man hier in Sicherheit geborgen geglaubt. Das Pastorat, das starke Haus des Amtmannes Friedrich von Frankenberg und eine Kapelle wurden in Asche gelegt. An der Kirche geriet der Turm in Flammen und vier Glocken schmolzen; außerdem gingen noch 217 Häuser, 200 Ställe und Scheunen in Feuer auf. An Kriegssteuer mussten 4000 Reichstaler bezahlt werden. Eine brandenburgische Schar von 2000 Mann setzte endlich diesen Mordbrennerzügen gebührende Schranken, trieb das Räuberkorps über den Rhein zurück und jagte die Franzosen aus allen Plätzen, die sie im Oberstift besetzt hatten, namentlich mussten sie Linz, Andernach, Sinzig und Ahrweiler räumen; die beiden letzten Städtchen steckten sie bei ihrem Abzug in Brand, rissen die Thore nieder und zerstörten die Mauern durch Minen. [...] |