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Die Pfarrkirche zum Heiligen Erzengel Michael
Von der ersten Kirche steht noch der untere Teil des im romanischen Stil erbauten Turmes aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Es handelte sich um eine Ostturm-Anlage, denn das Kirchenschiff verlief westlich des Turmes und nahm einen Teil des Vorplatzes an der jetzigen Kirche ein.
1689 wurde in der Pfingstwoche die Kirche von den Franzosen eingeäschert im Verlauf eines Raubkriegs Ludwigs XIV.. In der Chronik heißt es: Kirche und alles, was in der und auf der Kirche war, verbrannten, die Glocken schmolzen ob der glühenden Hitze, nur der Sebastianusaltar konnte gerettet werden. Drei Häuser auf dem Hochmarkt blieben erhalten. Nach 1690 unter Pfarrer Wallraf wurde die Kirche wieder hergestellt. Für 200 Reichstaler ließ die Äbtissin von Vilich das Kirchendach erneuern. So verlangte es das Weistum von Niederdollendorf. Der Turm erhielt damals sein heutiges Aussehen. Diese Kirche mußte 1788 unter Pfarrer Komp einem geräumigeren Hallenbau weichen. Die alte Sakristei von 1672 wurde 1880 durch einen unschönen Backsteinbau ersetzt. Die Wand, die das Chor vom Kirchenschiff trennte, wurde unter Pfarrer Simar durchbrochen und wieder als Altarraum seiner Bestimmung übergeben. 1910/11 wurde unter Pfarrer Feldhoff die jetzige Pfarrkirche erbaut. Einige Jahre später wurde eine Kinderbewahrschule (Kindergarten) errichtet; das Gebäude wurde durch das heutige Pfarrheim ersetzt. Die Pfarrkirche wurde im 2. Weltkrieg durch Bomben und Beschuss in Mitleidenschaft gezogen. Besonders das Kirchendach wurde beschädigt sowie Fenster und ein Teil der Inneneinrichtung zertrümmert. Die Schäden wurden nach und nach behoben. |
Der Begriff "Mutterkirche"
Wo alte Michaelskapellen und Kirchen stehen, darf man auf vorhergegangene Wodansverehrung schließen. Es dürfte wohl anzunehmen sein,
dass bereits vor der Gründung des Klosters Vilich hier ein Kirchlein stand.
Der Titel Mutterkirche könnte insofern eine Bedeutung haben, dass 1. die Kirche von Niederdollendorf ein höheres Alter aufzuweisen hat als die Schwesterkirchen der Umgebung, und dass letztere vor der Unterstellung unter das Benediktinerinnenkloster Vilich in Abhängigkeit von Niederdollendorf gestanden haben, 2. Heisterbacherrott, seit 1866 Rektorat und 1939 Rektoratspfarre, zur Pfarrgemeinde Niederdollendorf zählte, 3. aus einer Begräbnisordnung des damaligen Pfarrers Borrewäscher (1705 - 1751) hervorgeht, dass die von Königswinter und Heisterbacherrott vor der Kirchenpforte und die von Oberdollendorf und Oberkassel neben dem Fronhof ihre Ruhestätten haben sollten. In dem Niederdollendorfer Weistum*) von 1643 melden Bürgermeister, Geschworene und Nachbarn von einem im Jahre 1609 aufgefundenen Register, wonach die Kirche von Niederdollendorf die Mutterkirche sei von Cassel, Oberdollendorf, Heisterbacherrott und Königswinter "und das allhiesige Mutterkirch das Oleum (hl. Öl) in diese Oerter als in ihren Filialen ausgeteihlt". Ebenso sagt Johannes am Rhein als Zeuge in dem Protokoll des Dechanten Colenius (Honnef) am 25. Mai 1665, dass Niederdollendorf eine Uralt Kirchpfahr und Mutterkirch sei. Nach dem Volksglauben gilt noch heute die Pfarrkirche zu Niederdollendorf als die älteste Kirche der Gegend und man erzählt, dass früher sogar die Bewohner von Rüngsdorf nach Niederdollendorf zum Gottesdienst gekommen seien. __________________________________________________________________________________________ *) "Leztlich haben die sämmtliche Bürgermeister undt geschworne und Nachbaren unter des Ehrwürdigen und wohlgelehrten Herrn Gerharden Lindtlahr de Anno 1609 Hieselbsten gewesenen Pastoren unter seiner aigenen handt ein beschriebenes registrum vorbracht und darinnen schriftlich gefunden, daß die Kirch zu Niederdollendorff die Mutterkirche seye, von Cassel, Oberdollendorff, Heisterbach, Heisterbacherroth und Königswinter, maßen dann allhiesige Mutterkirch das oleum in diese Örter als suis filiabus austheilet; weiters folio 15 in sothanigem Kirchenbuch schrifftlich hinterlassen nachfolgende formalia und Wörter befunden: die Kirch zu Heisterbacherroth mit den Pfarrkinderen, benachbarten Untersaßen gehört hiehin zu Niederdollendorff, lebendig und todt, ergo die gefälle derselben Kirchen einem Pastoren zu Niederdollendorff, als welcher curam animarum hat, seindt." |
Die Pfarrhäuser der katholischen Pfarrer
Über die Lage von Pfarrhäusern in der frühen christlichen Zeit sind bisher keine Nachrichten bekannt.
Ein altes Pfarrhaus unmittelbar am Kirchhof, das mit der Schwelle auf der Kirchhofmauer ruhte, war von der Gemeinde erbaut worden und wurde im Jahre 1799 an Johann Pertz für 290 Reichstaler verkauft. Als Ersatz diente ein Haus am Hochmarkt (Alte Schule mit Hofraum). Es musste 1830 wegen Baufälligkeit verlassen werden. Das Pfarrhaus neben der Alten Schule wurde um 1845 auf Kosten der Pfarrgemeinde erbaut. Niederdollendorf hatte zwei Drittel und Heisterbacherrott ein Drittel der Bausumme zu tragen. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts vermachten die Eheleute Klein zu Frankenforst ihr Haus nebst Garten und anliegendes Grundstück an der Heisterbacherstraße der katholischen Pfarrgemeinde zur ständigen Wohnung des Pfarrers. (Das Grundstück befand sich an der Stelle der Parkplätze neben dem neuen "Proffenweg", früher Tankstelle mit dahinter liegendem Gebäude!). Das Pfarrhaus am Hochmarkt mit dazu gehörigem Garten wurde für 9.120 Mark an die Zivilgemeinde als Schulhaus verkauft. 1902 erwarb die Pfarrgemeinde St. Michael von den Geschwistern Thomé ein Haus nebst Park und Garten an der Ecke Haupt-/Königstraße; somit war auch zunächst eine unmittelbare Verbindung zum Gotteshaus geschaffen. |
Die Pfarrstelle von Niederdollendorf
1144 war der Pfarrer schon im Besitz von Pfarrechten gewesen, die allmähliche Erweiterung folgte.
Aber Vilich hatte sich von seinen ehemaligen Pfarrrechten vor allem das Zehntrecht in gewissen Bezirken bis zu seiner Aufhebung 1803 vorbehalten. Das Einkommen des Pfarrers bestand ehemals aus Erträgen der Ländereien, Weinpachten und Renten, welche das Stift Vilich ursprünglich den Pfarrern zugesichert hatten. Eine Erhöhung hat 1372 stattgefunden und wurde vertragsmäßig festgehalten. Die Not zwang den Pfarrer Komp (1768 - 1812), um eine Kompetenzerweiterung zu bitten. Das Stift Vilich bewilligte ihm 1802 ausnahmsweise eine Zulage von 40 Reichstalern. Außerdem bezog der Pfarrer vier Ohm und vier Viertel Wein von der Longenburg und vier Viertel Wein vom Pfaffenröttchen (Haus Heisterberg - Jugendhof Rheinland). Nach der Auflösung des Stifts 1803 und Aufhebung des Zehntrechts übernahmen die staatlichen Stellen die Sorgepflicht für die Pfarrer. |
Der Kirchhof
Über dem Kirchhof - Friedhof - erhebt sich die jetzige Pfarrkirche. Er diente seit unvordenklicher Zeit als Begräbnisstätte
der Toten. Auf dem Kirchhof tagte auch das Kirchspielgeding, heute Gemeinderat, also nicht in einem gemütlichen Saal.
Wie aus einer Begräbnisordnung des 18. Jahrhunderts hervorgeht, benutzten die Einwohner von Königswinter, Oberkassel und Oberdollendorf einen Teil desselben. Wenn auch schon lange vor dieser Zeit die oben genannten Ortschaften die Toten auf ihren eigenen Kirchhöfen bestatteten, so könnte dies so zu verstehen sein, dass um diese Zeit nur solche beerdigt wurden, denen die Gemeinde aus Hochachtung oder Dankbarkeit diese Stätte anwies. Heisterbacherrott brachte seine Toten bis zum Jahre 1867 auf den Kirchhof in Niederdollendorf. Es ist verständlich, dass in der Reformation auch die Anhänger der neuen Lehre zu Oberkassel ihre Toten zu den Eltern und Großeltern zu betten wünschten und es gegen den Einspruch der Katholiken durchsetzten, bis die Parteien die Angelegenheit dem landesfürstlichen Urteil anheimgaben und Herzog Johann Wilhelm von Berg (1682 - 1705) entschied, "dass auf dem Kirchhof zu Niederdollendorf kein Protestant mehr beerdigt werden sollte". Ähnliche Vorgänge wiederholten sich, als 1875 ein in Niederdollendorf zugezogener Altkatholik begraben wurde. Kirchen und Zivilgemeinde beanspruchten den Kirchhof für sich. Das Bonner Landgericht entschied zu ihren Gunsten. Die letzte Beerdigung war am 13. Dezember 1883. Im selben Jahr hatte die Zivilgemeinde, um unter anderem auch solchen Streitigkeiten vorzubeugen, außerhalb des Ortes einen eigenen Friedhof angelegt, wo alle Toten, gleich welchen Bekenntnisses, beerdigt werden. Dieser Friedhof wurde mehrmals erweitert, und 1965 die mit allen Erfordernissen der Neuzeit errichtete Leichenhalle ihrer Bestimmung übergeben. Von dem alten Kirchhof künden noch einige alte Grabkreuze - das Älteste aus dem Jahre 1605 - von den Ruhestätten der vergangenen Zeit. |
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