Kirchen spielen in unserer Gesellschaft eine große Rolle. Zwar ist nur noch ein Teil der heutigen rheinischen Bevölkerung mehr
oder weniger regelmäßig bei einem Gottesdienst anwesend, aber dennoch sind Kirchen als Identifikations-Symbole und als Monumente
einer lange zurückliegenden Vergangenheit geschätzt und geehrt. Dabei wird man ihnen mit dieser Betrachtung gar nicht wirklich
gerecht. Anders als eine Burg- oder Klosterruine ist eine Kirche nämlich etwas nahezu Lebendiges. Sie ist ein Gebäude, das sich
im Laufe der Zeit immer wieder verändert, das sich dem Leben anpasst, das wächst und sich verwandelt, das zum Spiegelbild seiner
jeweiligen Zeit wird und doch alle vorherigen Stadien noch in sich trägt. Kaum kann man das irgendwo besser sehen als an der
alten Pfarrkirche von Niederdollendorf, an deren Neubau vor genau 100 Jahren Sie heute mit dieser Ausstellung erinnern, die aber
doch ihr markantes architektonisches Profil durch ihren Turm bekommt, der in seiner Basis mit dem kleinen Chor schon über
850 Jahre alt ist und dessen steil aufragendes raffiniert achteckiges Dach uns in die Zeit des Barock verweist.
Kirchen leben also, und sie tun dies durch die Menschen, die an ihnen und mit ihnen leben. Grund genug, zurück zu
blicken in die Zeit, wo dieses Leben entstanden ist. Leider ist das nicht ganz einfach, denn wenn wir an den Anfang der
Kirche in Niederdollendorf zurückkehren wollen, finden wir uns im Nebel einer Geschichte wieder, von der keinerlei exakte
schriftliche Quellen auf uns gekommen sind.
Ob es in der Zeit der römischen Herrschaft, die in unserer Gegend mit Unterbrechungen bis ins 5. Jahrhundert reichte,
schon christliche Bewohner im Bereich von Niederdollendorf gegeben hat, ist nicht eindeutig zu beantworten. Keinesfalls
jedoch können wir für diese Zeit mit einem Gebäude rechnen, das nur annähernd einer Kirche entspricht. Die Zentren des
christlichen Kultus lagen in den Städten, also in unserem Falle in Bonn, nämlich im Cassiusstift und in der Volkskirche
für die Gemeindemesse im westlichen Bereich des ehemaligen römischen Kastells. Eine Änderung erfuhr diese Situation erst,
als nach den Jahrhunderten der Völkerwanderung die nun das Land besiedelnden Franken den christlichen Glauben angenommen
hatten.
Wann und wie das geschah, wissen wir nicht. Aber irgendwann im Verlauf des 6. oder 7. Jahrhunderts hat einer der
Herren, die über das Dorf herrschten, das Christentum angenommen und sich eine Kirche gebaut. In diesen Zusammenhang
gehört auch der berühmte Dollendorfer Grabstein, der einen fränkischen Krieger und auf der Rückseite eine eventuell
christliche Symbolik zeigt.
Alle fränkischen Herren ließen nach ihrer Christianisierung in ihren Siedlungen kleine bescheidene Kirchen errichten,
in denen sie einen Priester beschäftigten, der von ihnen eingestellt, besoldet und im Zweifelsfall auch entlassen
wurde. Wohlgemerkt: Nicht der Bischof ließ diese Kirchen errichten, nicht der Bischof investierte die Geistlichen
an diesen Kirchen, und nicht der Bischof übte de facto die Aufsicht über diese Geistlichen aus. Dieses System, das tief
in der germanischen Rechtsauffassung verwurzelt war, nannte man das Eigenkirchenrecht. Es ging davon aus, dass eine
Kirche demjenigen gehörte, auf dessen Grund sie erbaut war. Das liefert uns die Erklärung dafür, warum in zwei Orten,
die so nah an einander liegen wie Ober- und Niederdollendorf, zwei Kirchen stehen, die zu von einander unabhängigen
Pfarrkirchen werden sollten. Es waren ursprünglich Privatkapellen, die der lokalen Herrschaft ebenso wie den unfreien
Bauern als Ort des Gottesdienstes dienten. Von diesen Bauern sammelte der Herr des Ortes jährlich den zehnten Teil ihrer
Ernte ein. Ein Drittel bekam der Geistliche für seine Dienste, den Rest behielt der Herr dafür, dass er die Kirche in
ihrem baulichen Zustand unterhielt und für regelmäßigen Gottesdienst sorgte.
Pfarreien in unserem Sinne waren das jedoch nicht. Erst in der Zeit Karls des Großen wurde der sogenannte Pfarrzwang
eingeführt, was bedeutete, dass nur eine bestimmte Kirche pro Gebiet über das Taufrecht verfügte. Nur an diese Kirche
waren nun die Zehntabgaben für den Pfarrer abzuführen. Damit jeder wusste, zu welcher Pfarrkirche er gehörte, wurden nun
zum ersten Mal Pfarrsprengel eingeteilt. Die Privatkapellen behielten ihren Kollator, d.h. denjenigen, der für die
Einsetzung des Priesters und die Instandhaltung des Kirchenschiffs zuständig war und dafür Abgaben erhielt, aber sie
hatten nicht den Rang und die Rechte einer Pfarrkirche.
Die nun entstehenden Urpfarreien hatten riesige Ausmaße. Im linksrheinischen Gebiet gab es die Urpfarrei von
Lessenich, die sich bis weit in den Süden hinzog, die Stadtpfarrei von Dietkirchen in Bonn und in späterer Zeit die
Pfarrei von Rüngsdorf. Auf der rechten Rheinseite gab es dagegen nur eine Pfarrei, und zwar die von Vilich. Hier war
schon im 7. Jahrhundert neben einem fränkischen Gutshof ein Friedhof errichtet worden, auf dem der Gutsherr im Verlauf
des 8. Jahrhunderts eine Kapelle zu Ehren des hl. Cornelius und des hl. Cyprian errichten ließ. Sie – und nicht
etwa das erst 978 vom Edlen Megingoz gestiftete Damenstift – erhielt um 800 herum das Taufrecht und wurde so zur
Pfarrkirche. Der Pfarrsprengel umfasste außer Vilich die Orte Schwarzrheindorf, [Combahn], Beuel, Hangelar, Pützchen,
Holzlar, Küdinghoven, Oberkassel – und natürlich Ober- und Niederdollendorf.
Es liegt auf der Hand, dass bei einem so großen Sprengel und so weiten Entfernungen ein geregeltes Gottesdienstleben
gar nicht möglich war. Natürlich gingen die Menschen nicht an jedem Sonn- und Feiertag in die weit entfernte Pfarrkirche,
sondern feierten die Messe in ihrer eigenen Kapelle. Dass sie diese auch ehrten und für wertvoll erachteten, zeigt der
Ausbau dieser Kirchen im Verlauf des Hochmittelalters. Nicht von ungefähr haben wir in Niederdollendorf mindestens seit
dem 12. Jahrhundert eine steinerne Kirche, und das ist kein verhuschtes kleines Kirchlein, das sich in die Landschaft
duckt, sondern eine vermutlich gut proportionierte Kirche, deren Turm stolz am Rheinufer emporragte. Dieser Turm allerdings
ist von einer gewissen Besonderheit, handelt es sich dabei doch um den Typ eines sogenannten "Ostchorturmes“. Das
bedeutet, dass sich der Turm nicht im Westen als Eingangsbereich zur Kirche erhebt, sondern über der Vierung aufsteigt,
wodurch der Zentralpunkt des kreuzartigen Grundrisses und zugleich der dahinter liegende Chor betont werden. Gerade im
12. Jahrhundert sind viele Kirchen mit Ostchortürmen entstanden, die meisten allerdings weiter südlich, in der Pfalz,
in Hessen, Baden oder Schwaben. Das uns nächste Beispiel ist die Kirche der alten Johanniter-Ordenskommende in Adenau
am Nürburgring. Dass wir sowohl in Niederdollendorf als auch in Oberdollendorf Ostchoranlagen haben, stellt schon eine
Besonderheit dar, die bisher nicht ausreichend erklärbar ist.
Zum Zeitpunkt der Erbauung dieser beiden Kirchen hatte sich allerdings schon viel verändert. Aus den Eigenkirchen,
die sich die Adeligen in Ober- und Niederdollendorf hatten bauen lassen, waren längst Pfarr- Kapellen geworden. Wie
überall im Rheinland waren im Verlauf des Hochmittelalters die Kollationsrechte an den Kirchen und Kapellen auf Stifte
oder Klöster übertragen worden. Dafür wurden die Verkäufer und ihre Familien in den Stundengebeten dieser geistlichen
Einrichtungen bedacht, um sie aus dem Fegefeuer zu erlösen. Das Damenstift Vilich war so in den Besitz der Kollationsrechte
aller fünf Kapellen erlangt, aus denen später die unabhängigen Pfarrkirchen Niederdollendorf, Oberdollendorf, Königswinter,
Küdinghoven und Oberkassel werden sollten. Wann genau das in Niederdollendorf passiert ist, lässt sich nicht sagen.
Tatsache ist, dass spätestens 1144 in einer Urkunde Kaiser Konrads III. das Kollationsrecht des Stiftes bezeugt ist.
Da die Vilicher Pfarrkirche als "Mutterkirche“ bezeichnet wird, kann man annehmen, dass die Aufteilung in einzelne
Pfarreien hier schon vollzogen war. Sicher ist das aber erst für das Jahr 1372 anzunehmen.
Da das Stellenbesetzungsrecht über die Kollation beim Stift Vilich lag, hatte die Vilicher Äbtissin unmittelbaren
Einfluss auf die Besetzung der Pfarrstelle. Dies war aber keine geistliche Angelegenheit, sondern ein dingliches Recht.
Nicht weil Vilich eine geistliche Einrichtung war, konnte man von dort aus den Pfarrer bestimmen, sondern weil das
Kollationsrecht durch Kauf oder Schenkung von den adeligen Herren von Niederdollendorf irgendwann einmal weitergegeben
worden ist. Es hätte genauso gut an andere weltliche Herren verkauft werden können, nur wäre ein solcher Handel nicht
dazu angetan gewesen, das Seelenheil der Verkäufer zu sichern.
Kurz und gut: Die schöne romanische Steinkirche mit dem ungewöhnlich kleinen Chor und dem trutzigen Vierungsturm
war also im Hohen Mittelalter eine Pfarrkirche geworden. Ob sie dadurch selbst zur Mutterkirche für weitere Filiationen
geworden ist, wie sich immer wieder lesen lässt, ist nicht zu beweisen. Für die Rolle Niederdollendorfs als Mutterkirche
für Oberdollendorf, Königswinter, Heisterbach und Oberkassel spricht allerdings, dass noch im 17. Jahrhundert die
Heiligen Öle, die jährlich im Kölner Dom empfangen wurden, von hier aus an die genannten Pfarrkirchen verteilt wurden.
Zudem war der Kirchhof von Niederdollendorf noch bis in die Neuzeit hinein Friedhof für die umliegenden Orte. Dass aber
sogar Rüngsdorf oder Plittersdorf in den ursprünglichen Sprengel gehört haben sollen, ist wohl eher als Fabel anzusehen.
Über die Wesensart, die Wünsche und Hoffnungen der Menschen, die im Mittelalter zur Kirche von Niederdollendorf
gehörten, sind wir nicht informiert. Etwas besser wird das in der Zeit der Reformation. Hier können wir feststellen,
dass die Bestrebungen nach einer Erneuerung des Glaubens und des Kirchenwesens bei den Bewohnern des rechten Rheinufers
zwischen Vilich und Königswinter auf sehr viel fruchtbareren Boden gefallen ist als im linksrheinischen Gebiet.
Während im linksrheinischen Kurköln der Versuch des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied, die Reformation einzuführen,
schon 1547 durch kaiserlichen Druck politisch gescheitert war, konnten sich im Gebiet des Herzogtums Berg, zu dem
Niederdollendorf gehörte, Pfarrer mit neugläubigen Einstellungen halten und sich viel freier bewegen. Das gilt ganz
besonders für Oberkassel. Hier waren zahlreiche Gemeindemitglieder mit den Neuerungen ihres mittlerweile offiziell
verheirateten Pfarrers einverstanden, hier wurde die Kommunion unter beiderlei Gestalt ausgeteilt und hier begann
eine Gemeindebildung, die sich von der katholischen Kirche loslöste. Zeitweise war es in Küdinghoven genauso.
In Niederdollendorf war das anders. Hier wurde ebenfalls die Kommunion unter beiderlei Gestalt ausgeteilt,
und es ging auch das Gerücht, dass der Pfarrer seine Haushälterin heimlich geheiratet haben solle, aber dieser
Pfarrer hatte sich eben nicht - wie sein Küdinghovener Amtskollege - vom Pfarrer von Vilich öffentlich trauen
lassen. Die Austeilung der Kelchkommunion stellte er auch nach zwei Jahren wieder ein. Lediglich die traditionelle
sakramentale Prozession, die jährlich von Niederdollendorf nach Oberdollendorf gezogen war, hatte er seit
1550 nicht mehr durchgeführt, weil er diese öffentliche Zurschaustellung des gewandelten Brotes in einer vergoldeten
Monstranz für unangebracht hielt. Dieser Pfarrer hat also zwischen katholischer Orthodoxie und neugläubiger Reform
eine mittlere Position einzuhalten versucht. Die Niederdollendorfer Gemeinde dankte es ihm nicht. Die konservativen
Kirchmeister wollten die angestammte Prozession zurück, und auch die Verweigerung der Kelchkommunion scheint nur
einen kleineren Teil der Gläubigen gestört zu haben.
Diese neugläubig orientierten Dollendorfer fanden ihre Stütze an der mittlerweile etablierten evangelischen
Gemeinde in Oberkassel, und wir würden über ihre Existenz wahrscheinlich gar nichts mehr wissen, wenn es nicht in
der Folgezeit Streit um die Bestattung protestantischer Christen auf dem Niederdollendorfer Friedhof gegeben hätte.
Die ehemaligen Tochterkirchen Königswinter, Heisterbacherrott, Oberkassel und Oberdollendorf benutzten nämlich seit
alter Zeit ein bestimmtes Areal des um die Kirche gelegenen Kirchhofs als ihren Friedhof. Als nun die evangelisch
gewordenen Christen ihre Toten hier auch beisetzen lassen wollten, kam es zu einem Konflikt, der gegen Ende des
17. Jahrhunderts sogar die herzogliche Regierung in Düsseldorf beschäftigte. Die Lösung lag in eigenen Friedhöfen,
die alle Filialkirchen mit Ausnahme von Heisterbacherrott auch ergriffen. Dort hat man erst 1867 aufgehört, die
Toten in Niederdollendorf zu bestatten.
Die Anfechtungen des katholischen Glaubens durch die Reformation und durch die Täuferbewegung, haben die
Gläubigen in Niederdollendorf wohl in ihrer Mehrheit nicht beeindruckt. Für diese Treue zum katholischen Glauben
dürfte es verschiedene Gründe geben. Einer davon, und sicher ein sehr wichtiger, waren die vielen Pachthöfe von
Stiften und Klöstern. Neben der Longenburg gab es da den Bohnerhof, beides im Besitz des Bonner
Cassiuststifts, den Juffernhof, der zum Stift Vilich gehörte, das Pfaffenröttchen der Abtei Heisterbach,
den Brederhof und den Gereonshof des Kölner Gereonsstifts oder den Probsthof der Propstei Oberpleis, die wiederum
zur Abtei Siegburg gehörte. Diese kirchlichen Höfe wurden durch Pächter bewirtschaftet, die man im Rheinland die
"dicken Bauern“ nannte. Sie waren nämlich in der Regel viel wohlhabender als ihre kleinbäuerlichen Nachbarn.
Diese "dicken Bauern“ nun waren die Oberschicht eines Dorfes. Und sie gerieten in Konflikt mit ihrem
Pachtherren, wenn sie zum evangelischen Bekenntnis wechselten. Vielleicht liegt darin der Grund für die
bemerkenswerte Stabilität des katholischen Kirchenwesens in Niederdollendorf begründet.
Das kirchliche Leben in Niederdollendorf wurde ab dem späten 16. Jahrhundert von den zahlreichen Kriegen
stark beeinträchtigt, die unsere Gegend heimsuchten. Der erste war der sogenannte Kölnische Krieg, der 1583 durch
den Konfessionswechsel des Kölner Erzbischof Gebhard Truchsess ausgelöst wurde. Truchsessische Söldner griffen im
September 1583 Königswinter an und schädigten dabei auch Niederdollendorf. Dem folgte etliche Jahre später der
Dreißigjährige Krieg, der holländisches, spanisches, schwedisches und kaiserliches Militär in die Gegend brachte.
Zu dieser Zeit wurden die Pfarrstellen von Nieder- und Oberdollendorf zusammengelegt, der Pfarrer residierte im
oberen Dorf, wo es vielleicht sicherer war.
Dass die Sorge vor plünderden Soldaten nicht unberechtigt war, sollte sich im nächsten großen Krieg zeigen,
dem "Pfälzischen Erbfolgekrieg“. Bonn hatte damals eine französische Besatzung, und diese Soldaten waren es,
die im Mai 1689 die Niederdollendorfer Kirche in Schutt und Asche legten. Wie es üblich war, hatte die Gemeinde
Turm und Sakristei wiederherzustellen, während das Stift Vilich als Kollator für die Reparatur des Langschiffes
aufkam. Damals erhielt der Turm mit dem achteckigen spitzen Dach seine heutige Gestalt. Das Langschiff war nach
dem verheerenden Hochwasser von 1784, bei dem das Wasser sogar in den Kreuzgang des Bonner Münsters eindrang,
nicht mehr zu gebrauchen, und so kam es 1788 zu einem ersten Neubau. Die Gestalt des Innenraumes wurde allerdings
wenige Jahre später erheblich verändert, denn nachdem man drei Altäre aus der säkularisierten Klosterkirche von
Heisterbach übernommen hatte, die im zierlichen Chor hinter der Vierung keinen Platz mehr hatten, zog man einfach
eine Mauer, die diesen Chor vom Rest der Kirche abtrennte, und stellte die Altäre vor die platte Wand. Erst
unter dem 1865 eingesetzten Pfarrer Simar wurde diese scheußliche Maßnahme rückgängig gemacht.
Dass die Reformen der katholischen Kirche. die im 17. Jahrhundert einsetzten, in Niederdollendorf Fuß
gefasst hatten, zeigt sich an der Gründung von modernen Bruderschaften. Neben der alten Antonius-Bruderschaft,
die sich dem Schützendienst verschrieben hatte, taucht hier eine Skapulier-Bruderschaft auf, die 1688 in den
Karmel nach Pützchen verlegt wird. Nach ihrer Verlegung etablierte sich in Niederdollendorf eine
Rosenkranz-Bruderschaft, die eine ähnliche marianische Ausrichtung hat. 1672 kam noch eine
Sebastianus-Bruderschaft hinzu, die heute noch als Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaft aktiv ist. Bei ihnen
allen ging es um kirchliche Belange auf der einen und um geselliges Leben auf der anderen Seite.
Insgesamt sieht das 18. und 19. Jahrhundert ein gefestigtes katholisches Leben in einer reicher werdenden
Gemeinde. Der Ort selber explodiert geradezu, zumindest was die Einwohnerzahlen angeht. Zählt man zu Beginn der
Preußenzeit im Jahre 1815 bescheidene 385 Einwohner, so steigt diese Zahl ein Jahrhundert später im Jahr 1907
schon auf 1.200 Einwohner. Dies ist nicht nur in Niederdollendorf so. Überall in den Dörfern rund um Bonn und
Königswinter kämpfen die Pfarrer mit der Enge in ihren viel zu kleinen Kirchen. Und überall bemüht man sich
schließlich um eine Lösung, die alt und neu zu vereinen sucht und am altehrwürdigen Ort neuen Raum für die
veränderten Bedürfnisse schafft. Das Ergebnis kennen Sie, es war der vor genau 100 Jahren eingeweihte Neubau.
Kirchen haben so ihre Geschichten. Kirchen sind Geschichte. Aber zugleich sind sie Orte, die
leben und die sich verändern. Allerdings unter einer Bedingung: Kirchen leben nur dann, wenn man
sie auch mit Leben füllt. Und das wünsche ich Ihnen hier in Niederdollendorf ganz besonders.
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