Wenn in den vergangenen Jahren in lokalen Presseartikeln immer mal wieder von der Bebauung des

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Ehemaliges Haus Trillhaase mit Observatorium, hinter der heutigen Parkstraße – ca. 1920 [Quelle: KdHN-Archiv]
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"Geländes Trillhaase" - im Süden von Niederdollendorf zwischen Hauptstraße und Rhein - die Rede war, so fragte sich manch einer, wer oder was sich wohl hinter der einprägsamen Namensgebung für dieses Gebiet verbergen könnte.
Im Archiv der Heimatfreunde Niederdollendorf befindet sich ein recht verschwommenes altes Foto von ca. 1920 mit der Bezeichnung "Ehemaliges Haus Trillhaase, hinter der heutigen Parkstraße".
Diese Villa, die im Jahre 1959 abbrannte, wurde Mitte der 1930er Jahre bewohnt von dem Maler Adalbert Trillhaase, der dort seinen Lebensabend verbrachte und von dessen Leben und Werk hier eine kleine Zusammenfassung wiedergegeben werden soll.
Adalbert Trillhaase

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Adalbert Trillhaase * 07.01.1858 in Erfurt , † 12.05.1936 in Niederdollendorf
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wurde am 7. Januar 1858 in Erfurt als Sohn einer Kaufmannsfamilie geboren und erhielt selbst ebenfalls eine Ausbildung zum Kaufmann. Später heiratete er eine Fabrikantentochter, deren Vater den beiden ein erhebliches Vermögen vererbte und aus dem wohl auch das Gelände in Niederdollendorf stammte.
Bereits über 60 Jahre alt, fand Trillhaase in Düsseldorf, wo er sich niedergelassen hatte, im Jahre 1919 Zugang zu Künstlerkreisen, begann selbst zu malen und galt schon wenige Jahre später als Begründer und bedeutendster deutscher Vertreter der naiven Malerei. Man nannte ihn den "deutschen Rousseau" - mit Bezug auf den verschrobenen französischen Zöllner Henri Rousseau, der bis heute als Begründer der modernen naiven Malerei gilt -.
Schon die Maler um die Künstlergruppe "Der Blaue Reiter", die um 1912 von Wassily Kandinsky und Franz Marc ins Leben gerufen worden war, hatten inzwischen die naive Malerei zu einer ernst zu nehmenden Kunstrichtung

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Adalbert Trillhaase – Der Überfall der Wölfe, 1921 - Quelle: Wikimedia Commons
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erhoben, während der Vorreiter dieser Kunst, Henri Rousseau, noch zwanzig Jahre vorher von Publikum und Presse mit Hohn und Spott bedacht worden war.
Der Düsseldorfer Kreis, dem sich auch Adalbert Trillhaase angeschlossen hatte,

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Adalbert Trillhaase – ohne Titel, 1921 - Quelle: Wikimedia Commons
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bestand im Wesentlichen aus jungen Künstlern und Journalisten, unter denen der schrullige Trillhaase zwar eher ein Außenseiter war, der jedoch mit seinen Bildern die jungen Leute tief beeindruckte. Diese Künstlergruppe, die sich "Das Junge Rheinland" nannte, traf sich in der Kaffeestube der legendären Galeristin Johanna Ey, die von allen liebevoll „Mutter Ey“ genannt wurde und die in den folgenden Jahren von vielen berühmten Malern, unter ihnen auch Otto Dix, in Porträts verewigt wurde.
Otto Dix war es auch, der in seinem Bild "Die Familie des Malers Adalbert Trillhaase" das Ehepaar Trillhaase und
ihren Sohn porträtiert hat. Dieses Gemälde, das die drei Menschen dem Betrachter in einer überaus skurrilen Weise nahe bringt, sowie die Familie und die dumpfe und bedrückende bürgerliche Atmosphäre, die sie umgibt, nicht eben sehr schmeichelhaft beschreibt, kann nicht unbedingt zum Beweis für die Freundschaft zwischen Dix und Trillhaase herangezogen werden, die aber dennoch seit den frühen 1920er Jahren bestand.
Mitte der 1930er Jahre ereilte Adalbert Trillhaase dasselbe Schicksal wie viele Vorreiter der modernen Kunst in Deutschland. Seine Gemälde und Zeichnungen wurden von den Nationalsozialisten als "entartete Kunst" eingestuft und er erhielt Malverbot, ebenso wie viele seiner Künstlerfreunde und Kollegen.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Niederdollendorf, wo er am 12. Mai 1936 starb.
Durch einen glücklichen Zufall konnte das Werk von Adalbert Trillhaase weitgehend gerettet werden. Laut unterschiedlichen Schätzungen existieren noch 50 – 75 seiner Ölbilder und ca. 250 seiner Zeichnungen.
Ein größerer Bestand seiner Werke befindet sich heute im Clemens-Sels-Museum Neuss.
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