Lehrer Perz - Titel

Wegen der aus heutiger Sicht häufig recht amüsant anmutenden Formulierungen in diesem Beitrag, aber auch aus Interesse an der damals diskutierten Pädagogik möchten wir diesem Niederdollendorfer Lehrer nach 170 Jahren posthum noch einmal ein Auditorium bieten.

Wem die Ausführungen des Lehrers Perz zu konservativ erscheinen, der sollte genauer hinschauen. So war es beispielsweise vor 170 Jahren sicherlich schon ein Zeichen von Liberalität und Fortschrittlichkeit, Prügelstrafen wie Ohrfeigen abzulehnen und ihre pädagogische Wirksamkeit in Frage zu stellen.

Eine lange Liste von Aspekten für das körperliche Gedeihen der Schüler wird von Perz in seinem Artikel vorgestellt, jeder Punkt mit Beispielen unterlegt und von ihm jeweils mit Ratschlägen an seine Lehrerkollegen versehen...,

.. als da wären:

  • Luft
  • “...Um den Schülern während der Schulzeit die nothwendige gesunde Lebensluft zu verschaffen, kann der Lehrer nur, wenn es zulässig ist, die Fenster öffnen ...””

  • Kleidung
  • “... Bei ihm [- dem Lehrer -] gilt das Kind mit geflicktem Kleide ebenso viel, wie das mit Gold und Seide geschmückte; ...”

  • Nahrung
  • “... Die Kinder bedürfen aber auch ebenfalls der passenden Belehrungen hierüber, welche dann durch Beispiele an einem vielleicht durch Unmäßigkeit krank gewordenen Kinde gekräftigt werden können. ...”

  • Reinlichkeit
  • “... Daher erschallt ein mächtiger Ruf an den Erzieher der Jugend, in ihr, so früh und so viel als möglich, den Sinn für Reinlichkeit zu wecken und ihr diese schöne , liebenswürdige Eigenschaft anzugewöhnen. ...”

  • Mäßigkeit
  • “... dann sucht sie [- die “Schulzucht” -] durch Beispiele, Betrunkene, etc., welche dem Schüler doch nicht lange fremd bleiben, das Abscheuliche der Unmäßigkeit in ihren grässlichen Folgen darzustellen und endlich sucht sie alles fernzuhalten, was ein Übermaß in geistigen und körperlichen Beschäftigungen herbeiführen könnte. ...”

  • Arbeitsamkeit
  • “... Unter andern mag das schreckliche Laster der Unzucht, welches leider in vielen Schulen Wurzel schlägt, größtentheils nur in dem Mangel an gehöriger Beschäftigung seinen Grund haben. Und können wir wohl etwas angeben, was eine größere Zerrüttung des Körpers in der Jugend stiftet, als dieses !...”

  • Erholung und Ruhe
  • “... Hieraus geht ferner noch hervor, daß Ruhe und Erholung [...] ein naturgemäßes Bedürfnis ist, und ein mäßiges Hüpfen, Springen und Singen des Schülers beim Weggehen aus der Schule ist daher als zweckmäßig zuzulassen... “

  • Bewegung
  • “... Nur möchte ich das an manchen Schulen übliche Waffentragen bei den etwaigen Militärübungen nicht billigen, indem es unter der Jugend nur Ausgelassenheit erzeugt, wenn man ihr zulässt, sich durch Gegenwehr selbstständig zu vertheidigen. ...”

  • Abhärtung
  • “... Der Lehrer führe die Schüler auch bei mäßig rauher Witterung, Regen, etc. auf den Spielplatz und zeige dabei durch seine eigene Haltung, wie man den widrigen Eindrücken des rauhen Windes, eines Regens, der brennenden Sonnenhitze, usw. im Nothfalle widerstehen müsse ...”

  • Bildung der Sinnes- und Sprachwerkzeuge
  • “... mag der Lehrer alles zu beseitigen suchen, was auf die Organe des Gehörs, des Geruchs etc. nachtheilig wirken könnte. Es wäre hier auch zweckdienlich, das sogenannte Ohrfeigengeben als Strafmittel gänzlich zu verbannen ...”
     

Den vollständigen Text dieses Artikels finden Sie hier

Quelle: “Der katholische Jugendbildner - Eine pädagogische Zeitschrift.”, 3. Jahrgang, 1841, Breslau, S. 224-241