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100 Jahre neue Pfarrkirche St. Michael

Drei Beiträge anlässlich des Jubiläums und unserer Ausstellung 2011

“Vorgeschichte” - von Karl Willi Weck

“Baugeschichte” - von Pfarrer Geog Kalckert

“Seit 1911 - von Friedrich Berswordt

Zusammengestellt und teilweise ergänzt von Reinhard Becker

Vorgeschichte

von Karl Willi Weck

aus: Pfarrbrief 03 / 2011

 Niederdollendorf war Filiale der Pfarrei Vilich, und ist als solche in einer Urkunde Kaiser Konrads III. im Jahre 1144 über "Freiheiten und Besitzungen des Frauenstiftes Vilich" erwähnt. Allerdings sind weder Alter noch Gestalt des zu dieser Zeit bestehenden Kirchleins überliefert. Der untere Teil des heutigen Pfarrkirche - Bild 1 Ostchorturmes wird in die Zeit um 1230 datiert. Wo jedoch alte Michaelskapellen und -kirchen stehen, darf man auf vorhergegangene germanisch-heidnische Wodansverehrung an gleicher Stelle schließen. Und so ist wohl anzunehmen, daß hier bei uns am Rhein, bereits lange vor der Gründung des Klosters Vilich im 10. Jahrhundert, eine christliche Gottesdienststätte in Umwandlung der ursprünglich heidnischen Kultanlage vorhanden war, bevor späterhin die Inkorporation (Einverleibung) Niederdollendorfs nach Vilich erfolgte.

 Aus späterer Zeit ist überliefert, daß die Kirche in der Pfingstwoche des Jahres 1689 durch kriegerische Ereignisse schwer beschädigt, und im Jahre 1691 wiederhergestellt wurde. [Der Turm erhielt damals die jetzige kunstvolle, beachtenswerte Form. Der Helm des Turmes bildet ein Pyramidaldach, das durch Brechung der Kanten aus dem Viereck in ein Achteck mit ungleichen Flächen übergeht. 1788 wurde das Langhaus der mittelalterlichen Kirche, das nicht zuletzt durch extreme Hochwasser gelitten hatte, abgebrochen und durch einen geräumigeren Saalbau ersetzt. Im Jahre 1911 entstand auf dem Gelände des alten Kirchhofs, unmittelbar nördlich des schlichten Barockbaus von 1788, das heutige neugotische Kirchenschiff.

 Überlegungen zur Erweiterung des damals bestehenden bzw. zum Bau eines neuen Kirchenschiffs in Niederdollendorf gehen bis in die 1880er Jahre und auf Pfarrer Gottfried Simar zurück. Die 1788 westlich vor dem mittelalterlichen Turm erbaute Saalkirche war durch die Ansiedlung von Industrieanlagen in Niederdollendorf und damit einhergehendem Bevölkerungszuwachs zu klein geworden (Seelenzahl 1899: 622). Zudem war der Kirchenraum, wohl durch den unmittelbar südlich am Gebäude bis 1895 ohne Uferbefestigung entlangfließenden Bach, als "feucht, stickig und ungesund" beschrieben worden.

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Baugeschichte

von Pfarrer Georg Kalckert

aus: Ein runder Geburtstag - 100 Jahre Pfarrkirche St. Michael

 In diesem Jahre gibt es in Niederdollendorf einen "runden Geburtstag“ zu feiern. Die Pfarrkirche hat Jubiläum. Genauer müssen wir sagen: die neue Pfarrkirche. Schon länger gab es den Plan, eine neue Pfarrkirche in Niederdollendorf zu errichten. Pfarrer Gottfried Simar ( 2.12.1895) hatte seinen ganzen Nachlass als "Fond für eine zu erbauende neue Pfarrkirche“ vermacht.

Kirche-2010-3

Pfarrkirche St. Michael - Winter 2010 / 2011

 Sein Nachfolger Martin Franken (4.11.1901) griff das Anliegen auf und ließ durch Architekten Pläne für eine neue Pfarrkirche anfertigen. Die Pläne des Architekten Roß fanden die Zustimmung des Generalvikariates in Köln, das „wegen des zu erhaltenden Turmes und Chörchens den romanischen Styl festlegte.“

 Pfarrer Hubert Georg Feldhoff, sein Nachfolger, fand im Baufond 9.000 Mark vor, die er durch monatliche Kollekten und durch die Gründung eines Bauvereins erfolgreich vermehrte. Pfarrer Feldhof war es schließlich vergönnt, das begonnene Werk nach vielen Schwierigkeiten zu vollenden.

 Die Chronik hält fest:

 „Im Jahre 1905 wurde eine Kirchenkollekte bewilligt, welche 7.990,52 Mark erbrachte, von Sr. Eminenz Herrn Kardinal-Erzbischof Antonius Fischer zudem ein Gnadengeschenk (Sperrgelderfond) von 1.000 Mark. Am 1. März 1905 richtete der Kirchenvorstand sowohl an den Herrn Oberpräsidenten der Rheinprovinz Excellenz Nasse als an das Kultusministerium eine Bittschrift um Gewährung einer Hauskollekte als auch um ein Allerhöchstes Gnadengeschenk zum Neubau. Letzteres wäre besser unterblieben; bis jetzt 17.5.1909 ist weder das eine noch das andere bewilligt; wohl aber sind endlose Schreibereien und auch Unkosten entstanden. Es ist jedoch noch Hoffnung auf beides vorhanden. Quod Deus bene vertat!“

 Die Skizze des Baumeisters Roß erschien schon der Kgl. Regierung zu Cöln zu großartig, der dortige Dezernent Baurath Weber modelte dieselbe um, aber das Kgl. Ministerium der öffentlichen Arbeiten beschnitt noch den Weberschen Plan derart, dass der Kirchenvorstand und die kirchliche Gemeinde- Vertretung einstimmig ablehnen mussten. Auf diese Antwort fand am 22. Juni 1908 eine kommissarische Besichtigung statt,  an der teilnahmen: Aus dem Kultus-Ministerium Generalconservator Geheimer OberRegierungs- Rath Lutsch,  Geheimer Regierungs-Rath Nentwig, aus dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten Geheimer Oberbaurat Hoßfeld, seitens der Kgl. Regierung zu Cöln Baurat v. Pelser-Berensberg und Geheimrath Fleck, der Konservator Prof. Clemen und Dr. Renard, Bonn; der Kgl. Landrath Frh. v. Dalwigk-Lichtenfels und Baurat Faust aus Siegburg, Bürgermeister Schröter, Obercassel, der Kirchenvorstand mit Baumeister Roß. Auf Vorschlag des General-Konservators Lutsch einigte man sich auf einen neuen Plan, neben dem Turm und Chor eine neue Kirche in spätgotischen Formen zu bauen, dessen Idee an Ort und Stelle festgelegt wurde. Das erzbischöfliche Generalvikariat genehmigte anstandslos die neue Skizze.

 Aber jetzt nach ungefähr 1 Jahr erfahren wir, dass Geh. Oberbaurat Hoßfeld den Plan geändert hat, weil er statt einer Hallenkirche eine solche mit basilikalem Charakter wünscht. Die Hauskollekte ist für 1910 in Aussicht gestellt.

 Am 27. Juni 1909 gelangte die Zeichnung zum Neubau der Pfarrkirche wieder an den Kirchenvorstand. Das Ministerium hatte eine neue Skizze aufgestellt, welche unter Beibehaltung des Grundrisses aus der Skizze Roß einen basilikalen Aufbau prospektierte. Der Kirchenvorstand acceptierte diese Skizze notgedrungen in seiner Sitzung am 1. Juli; ebenso die kirchliche Gemeindevertretung am, 2. Juli, um sich den Weg der staatlichen Beihülfe offen zu halten; auch enthält die neue Skizze einzelne Vorzüge gegenüber der von Roß aufgestellten, obgleich letzterer in anderer Hinsicht den Vorzug verdient. Unter dem 4. Juli ging dem Kirchenvorstand endlich die am 29. Mai 1909 erteilte Genehmigung einer einmaligen Hauskollekte im Jahre 1910 bei den katholischen Bewohnern der Regierungsbezirke Cöln, Aachen und Düsseldorf zu, eine Ausdehnung auf Coblenz und Trier ist nicht ausgeschlossen. Unter dem 8. Februar 1910 erfolgte die private Mittheilung, dass ein Allerhöchstes Gnadengeschenk für den Neubau der Pfarrkirche in der Höhe von 19.000 Mark in Aussicht genommen sei; 14 Tage später folgten die genehmigten Pläne von Berlin zurück mit der Bestätigung vorstehender privaten Mittheilung.

 Zugleich wurde mit der Hauskollekte der Anfang gemacht durch das Kollekten-Bureau Heinrich Baasen in Düsseldorf, Kronprinzenstraße 124, während in den Pfarreien des Dekanats Königswinter, der Kreise Wipperfürth und Gummersbach, sowie in den Pfarreien Lengsdorf und Stotzheim, Herongen, Issum, Holten und Hamminckeln die Kollekte von den betreffenden Pfarrern durch einheimische Vertrauensmänner abgehalten werden soll. Möge Gott dieses Unternehmen und unsere Wohlthäter segnen.

Unter dem 15. Februar 1910 teilte die Kgl. Regierung zu Cöln mit, dass der Herr Minister der geistlichen Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten durch Erlass vom 1. Febr. G II No. 8016 II in Aussicht genommen habe, zu dem Erweiterungsbau der kath. Kirche in Niederdollendorf ein Gnadengeschenk bis zum Betrage von 19.000 Mark Allerhöchsten Ortes zu erbitten.

 Gestützt auf diesen günstigen Bescheid beschloss der Kirchenvorstand öffentliche Submission der Arbeit und Materiallieferungen. Auf zweimaliges Ausschreiben in der Kölnischen Volkszeitung und der deutschen Reichs- Zeitung in Bonn gingen 60 Offerten auf die in 6 Loose geteilte Vergebung ein, welche in der Sitzung vom 17. Mai geöffnet wurden. In der folgenden Sitzung vom 24. Mai wurden

  • die Erd- und Maurer-Arbeiten vergeben an die Firma Wilh. Wolff in Bonn-Kessenich gemäß deren Offerte
    für 32.361,76 M.
  • der Firma Bachem u. Comp. in Königswinter die Steinmetzarbeiten mit Ausnahme der Pos. 51, 68, 70.
  • die Bruchsteinarbeiten an Heinrich Leven zu Königswinter in Perlenhardter Trachyt auf Grund einer
    einzufordernden Offerte.
  • Die Bildhauerarbeiten an Grüther in Cöln-Nippes.
  • Die Zimmerarbeiten an Gebrüder Kauert in Oberdollendorf gemäß Offerte für 5.677,20 Mark.
  • Die Dachdeckerarbeiten an Michael Schopp in Erpel. Die Klempner-Arbeiten an Carl Prinz oder Joseph Schiffer in Niederdollendorf (Am 30. Juni wurde gewählt die Offerte von Carl Prinz).
  • Die Schreinerarbeiten wurden geteilt zwischen Heinrich Weck und Ernst Wirz in Niederdollendorf.
  • Die Schlosserarbeiten sollen geteilt werden zwischen Wilh. Richarz in Niederdollendorf und Anton Prinz in Oberdollendorf.

 Am 30. Juni morgens ½ 12 Uhr wurde durch den Pfarrer Feldhoff im Beisein des Kirchen-Vorstandes der 1. Mauerstein gelegt, nachdem man durch ein Gebet um Gottes Segen für das Werk gefleht hatte. Rüstig arbeitete die Firma Wolf an dem Werke, so dass schon nach 45 Wochen die Fundamente fertig gestellt waren. Im hohen Auftrage Sr. Eminenz des Hochwürdigsten Herrn Kardinal-Erzbischofs vollzog am 14. August, Nachmittags 4 Uhr der Dechant des Dekanates Königswinter Herr Pfr. Carl Commes, Königswinter, die feierliche Segnung des Grundsteines, nachdem derselbe auf der Baustelle an die sehr zahlreich versammelten Gläubigen eine tief empfundene, begeisternde Ansprache gehalten hatte. In den Grundstein wurde eine auf Pergament geschriebene Urkunde eingeschlossen, welche folgenden Wortlaut hat:

In nomine Sanctissimae Trinitatis: Patris et Filli et
Spiritus Sancti. Amen.

Anno Domini MSMX – millesimo nongentesimo decimo –
die 14. mensis Augusti, quae erat domenica
XIII. Post Pentecostem:

anno octavo Pontificatus Santissimi Patris nostri Pii
P.P. X.
Regnante Guilelmi II. Per Germaniam imperatore et
Borussorum rege

Sub archiepiscopo Coloniensi Eminentissiomo et
reverendissimo Domino Antonio Cardinali Fischer, et
reverendo domino Georgio Humberto Feldhof per
novem iam annus parocho ad Stm. Michaelem
 Archangelum in Niederdollendorf
Lapis hic primamus ecclesiae parochialis in
honorem Sti. Michaelis Archangeli, qui est titularis
aedificandae benedictus et impositus est.

Aedificii formam felineavit architectus Theodorus
Roß, Colononiensis est magister operis.

Opus feliciter inceptum, ut favente Deo Uno et
Trino feliciter persulvator:
te rogamus, audi nos.

Signaverunt ex iis, qui frequenti
coctu adstaband.

Im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit: des Vaters, des
Sohnes und des hl. Geistes. Amen.

Im Jahres des Herrn 1910 – eintausendneunhundertzehn –
am 14. Tag  des Monats August, der der 13. Sonntag
nach Pfingsten war.

Im achten Jahr des Pontifikats unseres Heiligen
Vaters Pius X.
Unter Wilhelm II. dem Kaiser von Deutschland
und König von Preußen.

Unter dem Erzbischof von Köln, seiner Eminenz und
Ehrwürden Herrn Antonius Kardinal Fischer, und
hochwürdigsten Herrn Georg Hubertus Feldhof –
seit neun Jahren Pfarrer in St. Michael  /
Niederdollendorf – wurde dieser
Grundstein der Pfarrkirche
zu Ehren des Erzengel Michael und auf dessen Titel
hin gesegnet und grundgelegt.

Entwurf und Ausführung des Gebäudes entspringen
dem Architekten und Baumeister Theodor Roß aus Köln.

Das glücklich begonnene Werk möge der gnädige eine und dreifaltige Gott segnen und zur Vollendung führen:
wir bitten Dich, erhöre uns!

Unterzeichnet von jenen, die der feierlichen Zusammenkunft beistanden.

 Die Urkunde wurde unterzeichnet von: Commes, decanus et parochus in Königswinter, Hubertus Feldhof, parochus in Niederdollendorf, Henricus Berger, parochus in Obercassel, Wilhelmus Neu, sacellanus in Obercassel, P. Wolfgarten, parochus in America.  Adolf v. Dalwigk, Kgl. Landrath. Schröter  Bürgermeister. Theodor Roß, Architekt,  E. Wolf Bau- Unternehmer, Dr. Albert Ahn. Robert Peil. Die Kirchenvorsteher: Theodor Stauff, Paul Staffel, Franz Schäfer, Theodor Cremer, Johann Käufer.

 Das Opfer bei der Grundsteinlegung betrug 362 Mark. Die Arbeiten nahmen den glücklichsten Fortgang, und es ereignete sich, Gott sei Dank, nicht das kleinste Unglück.

Pfarrkirche 1907 (2)

Alte Pfarrkirche St. Michael 1907

Bis zum Eintritte des Winters waren die Schiffe und Chor nebst Sakristei unter Dach gebracht, wenn auch einzelne Teile wegen der noch bevorstehenden Bewurfs-Arbeit nur mit Asphalt gedeckt wurden. Die Zimmerarbeiten lieferten zu allgemeiner Zufriedenheit Gebrüder Kauert aus Oberdollendorf, vorzügliche Arbeit der Dachdecker Meister Schopp aus Erpel. Noch im Herbste musste die Hälfte der alten Sakristei abgebrochen werden, und wurden die Paramente im Pfarrhause untergebracht.

 Der milde Winter gestattete die Arbeiten fortzusetzen, und waren die Gewölbe bereits vor Ostern 1911 eingesetzt, so dass die inneren Putzarbeiten sofort in Angriff genommen wurden. Zugleich wurden die Fenster von der Firma Dr. Oidtmann in Linnich eingesetzt. Die vier Chorfenster á 200 Mark sind ein Geschenk des Rentners Wilhelm Herfs dahier, während die viereckigen Schiffsfenster - das Doppelfenster á 45 Mark gestiftet wurden von Herrn Theodor Stauf, Eheleute Josef Hoitz, Ehel. Wilhelm Nagel, Ehel. Carl Wallraf, Ehel. Jean Büchel, Witwe Theodor Becker, Witwe Pet. Jos. Weber, der Köchin auf der Longenburg.

 Die beiden Fenster im Westgiebel á 150 M stifteten die freiherrliche Familie v. Seckendorff (St. Sebastianus) und die Witwe Rudolf Westerberg, jetzige Frau August Bleck, Agnes geb. Eichler (St. Agnes). Die beiden großen Fenster in der sog. Beichthalle sind geliefert von der Glasmalerei Wilhelm Pütz in Cöln-Sülz und geschenkt von den Eheleuten Dr. Albert Ahn und Gertrud geb. Esser und Eheleuten Robert Peil (protestantisch) á 450 Mark. Der Baukasse fallen also nur die Fenster im Hochschiffe á 25 Mark und Sakristei u. s. w. zu Last.

 Von der freiherrlichen Familie v. Loë wurden 900 oder 1.000 Mark für einen neuen Hochaltar gestiftet.

 Während der Schreinermeister Ernst Wirz die übertragenen Arbeiten rechtzeitig fertig stellte, lieferte Meister Heinrich Weck nur so viel rechtzeitig, dass zur Not die Einweihung am 13. August 1911 erfolgen konnte. Dasselbe gilt von den Schlosser-Meistern Prinz und Richarz.

 Noch im Herbste 1910 wurde durch die Firma Berghausen in Cöln, Andreas-Kloster, ein Blitz-Ableiter auf der neuen Kirche angebracht, auch ein Kanal zur Abführung des Regenwassers ringsum die Kirche durch die Firma Wolff gelegt.

 Die Übertragung der Orgel übernahm der Orgelbauer Joseph Müller in Bonn für 500 Mark; dabei wurde ein altes minderwertiges Register entfernt und ein neues Salcional eingesetzt (Preis 200 M). Die Orgel hat dadurch sehr gewonnen, und wäre ein anderes Gehäuse vorhanden, genügte sie vollkommen.

 Die Chorstufen wurden von der Firma Oor in Mülheim a/ Rhein an Ort und Stelle fabriziert (250 M). Die Flurplatten wurden geliefert und gelegt von den vereinigten Servais-Werken,  Zweigniederlassung Cöln.   Die  Herz-Jesu-Statue 2.20 Meter hoch lieferte Grüter in Nippes, Baldachin und Konsole Firma P. Bachem Königswinter.

 Der Kirchenmaler Josef Kannengiesser in Cöln übernahm die Malerei incl. Chorteppich für 2.000 Mark. Derselbe restaurierte auch das alte Missionskreuz, welches die St. Antonius-Bruderschaft als Triumphkreuz stiftete.

 Den schönsten Schmuck bildet der Hochaltar. Derselbe ist entworfen und gezeichnet von dem Architekten Fritz Tasche in Bonn, Rosental 42. Preis 2.200 Mark. Die Steinarbeiten fertigte die Firma Eich, Bonn, die Holz-Arbeiten Franz Müllenbruck, Rheinbach. Die Reliefs Löppenberg, Cöln. Die Reliefs stellen dar den Pfarrpatron St. Michael mit dem Heiland im Gerichte, das 2. den Patron der Kapelle auf dem Petersberg: Christus übergibt dem h. Petrus die Schlüssel des Himmelreiches.

 Fräulein v. Wedel hatte durch eine private Lotterie rund 800 Mark zum Besten der Orgel gesammelt, dieselbe machte sich auch verdient um die Leinwand für die neue Kirche.

 Das Heizungswerk Radiator in Bonn baute die Luftheizung (Summa rund 2.100 M), dazu sollen vor allem 1.000 Mark Geschenk des hiesigen Stella-Werkes verwandt werden. Die elektrische Lichtanlage lieferte Wilhelm Richarz in Niederdollendorf.

 Hervorgehoben zu werden verdient die Gabe von 1.000 Mark durch Herrn Ferdinand Mühlens zu Königswinter.

 Als Tag der feierlichen Konsekration wurde der 13. August 1911, X. Sonntag nach Pfingsten bestimmt.
S. bischöfliche Gnaden, der Hochwürdigste Herr Weihbischof Dr. Josephus Müller traf morgens 6.53 in Begleitung seines Kaplans, des Hochwürdigen Herrn Domvikars Fabry ein, und punkt ½ 8 Uhr begannen die hl. Zeremonien.

 Die Reliquien-Prozession bewegte sich unter großer Beteiligung der Gläubigen zum Haupt-Portal, woselbst der Hochwürdigste Herr Weihbischof eine ergreifende, den Ernst des Augenblickes würdigende Ansprache hielt, worin er auch mitteilte, dass in den neuen Hochaltar Reliquien des h. Martyrers Zeno, von den Gefährten des h. Gereon und der Gesellschaft der h. Ursula eingeschlossen würden. Nach beendigter Konsekration der Kirche und des Altars begann das feierliche Pontifikalamt, wobei der Ortspfarrer Feldhof als Assistent, Dechant Commes und Definitor Claren als Ehrendiakon, Vidar Neu aus Obercassel als Diakon, Rektor Schmidt aus Heisterbacherrott als Subdiakon fungierten, Nach dem Evangelium predigten S. Bischöfliche Gnaden über den Text: Terribilis est locus iste. Mittags 12 Uhr schloss die kirchliche Feier mit Te Deum und sakramentalem Segen.

 Um 1 Uhr war Festakt im Restaurant Käufer. Als Ehrengäste wohnten u. a. dem Feste bei: der Kgl. Landrat Frh. v. Dalwigk-Lichtenfels in Siegburg, Frh. Clemens v. Loë zu Burg Bergerhausen bei Blatzheim, Land- und Reichstags- Abgeordneter Landgerichtsrat Dr. Becker Cöln-Lindenthal, Bürgermeister Schröter in Obercassel.

 Die Einrichtung der neuen Kirche mit dem alten Inventar, soweit dasselbe sich noch verwenden ließ, vollzog sich nach und nach; es fehlten zunächst hinreichende Bänke, da die vorhandenen an Zahl und Länge nicht genügten. Frau Witwe Ellen Waldhausen machte den Anfang zur Stiftung neuer Bänke, indem sie für deren 3 neue á 135 Mark durch Schreiner Glöckner in Königswinter anfertigen ließ; dieser gütigen Geberin sei um so mehr gedankt als selbige protestantisch ist, ebenso der protestantischen Geschenkgeberin Witwe Ernst v. Eynern, die 100 Mark schenkte.

 Zum Hochaltar schenkte Frh. Clemens v. Loë 900 M, dessen Stiefmutter Witwe v. Loë zu Longenburg 100 M. dessen Schwager, der Kgl. Landrat Frh. v. Dalwigk zu Siegburg 100 Mark, der Rest 1.120 M wurde aus dem Bau-Verein genommen.

 Der Aufsatz des alten Hochaltars wurde auf der Mensa des alten Herz-Jesu-Altars im rechten  Seitenschiffe aufgestellt, während der Aufsatz des letzteren auf der Mensa des alten Hochaltars unter dem alten Turm aufgestellt wurde.

 Der Mutter-Gottes-Altar steht in der Beichthalle. Abbruch und Wiederaufstellung übernahm die Firma Heinrich Leven in Königswinter für 120 M. Die alte Kommunionbank erhielt der Kapellen-Bau-Verein in Holtorf, Pf. Küdinghoven für 20 M. Nachdem also die alte Kirche entleert war, wurde der Abbruch derselben zur Vergebung ausgeschrieben.

 Die einlaufenden Offerten lauteten:

 Wilh. Wolff in Kessenich fordert 2.250 M; P.J. Winterscheidt, Niederdollendorf, 1.800 M; Peter Schmitz 1, Königswinter, 1.100 M; P.J. Mettelsiefen, Oberdollendorf, 1.000 M; Hugo Klein, Niederdollendorf, 750 M. Letzterem wurde der Zuschlag erteilt, und der Abbruch war am 9. November 1911 vollendet.

Am Turm zeigten sich zwei sehr defekte Ecken, weshalb der Provinzial-Konservator Dr. Renard sofortige Sicherungsarbeiten anordnete. Diese wurden durch die Firma Wilh. Wolff ausgeführt, welche Firma auch die Aufstellung des alten Portals im Triumphbogen ausführt.

 Im Auftrag des Herrn Prov. Konservators fertigte Architekt Krause Plan und Kostenanschlag für die weitere Restauration des Turmes an, welche 1912 erfolgen soll, und wozu die Provinz hoffentlich einen Beitrag geben wird. (Leider nicht eingetroffen.)

Die Neu-Errichtung und Segnung des Kreuzweges erfolgte am 9. November 1911 in der letzten Allerseelen-Andacht durch den hochwürdigen Herrn Pater Florus van Loock o. f. m. aus dem Konvente auf dem Kreuzberge bei Bonn, bevollmächtigt durch den Guardian daselbst, P. Beda Kleinschmid.

Unter dem 28. September 1911 wurde dem Pfr. Hub. Feldhof der Rothe Adler Orden 4. Klasse verliehen, am Nachmittage des 26. Oktober überreichte denselben Herr Landrat v. Dalwigk in Begleitung des Herrn Bürgermeisters Schröter.

 Die innere Ausstattung der neuen Kirche ging schrittweise voran: Schreiner Weck fertigte die fehlenden Bänke für das Hauptschiff an zum Preise von 100 Mark pro Bank und adaptierte die vorhandenen für die Seitenschiffe, so dass volle Sitzgelegenheit geschaffen ist.

 Die Restaurierung des Turmes und alten Chores führte die Firma Wolff im Sommer 1912 aus. Sehr erfreulich ist das finanzielle Resultat: die Gesamtkosten stellen sich so, dass statt der genehmigten Anleihe von 15.000 Mark, eine solche von 6.500 Mark genügt.

 Aber wie die Erfahrung lehrt, brachte der Bau für den Pfarrer und Kirchenvorstand viele Unannehmlichkeiten in Folge der Hetze einiger Nörgler, die eine heftige Agitation bei der Kirchenvorstandswahl 1911 zu Stande brachte. Die ruhigen Elemente der Gemeinde machten aber dem Getriebe

Kirche 1941

Pfarrkirche St. Michael 1941

einiger unkirchlich Gesinnter ein Ende; es zeigte sich: Allzu scharf macht schartig. Wo Katholiken, die keine Kirche besuchen, den Empfang der Sakramente verweigern, Freimaurer u. dergl., die Wahl der Kirchenvorsteher machen wollen, setzt sich der katholische Mann zur Wehr.

 Gegen alles Erwarten entstanden schließlich noch Differenzen mit dem leitenden Architekten Roß, wegen Abnahme der Heizungs-Anlage und Schlosserarbeiten des Meisters W. Richarz. Roß erhielt Bezahlung seiner Forderungen und der Kirchenvorstand brach seine Verbindungen mit demselben ab, mit Richarz wurde unter Genehmigung seitens des General-Vikariates eine gütige Vereinbarung geschlossen, wodurch demselben 200 M zugesetzt wurden. Das Heizungswerk Radiator hat auf seine Kosten im Keller einen neuen Kamin gebaut und wurde ausbezahlt, nachdem es einen Garantieschein auf 3 Jahre ausgestellt hatte.

 So wurde die Baurechnung am 26. Juni 1913 abgeschlossen: der Baufond zahlt an den Fabrikfond den Restbestand mit 29 Mark 62 Pfg.; letzterer übernimmt die Verzinsung und Amortisation einer Anleiheschuld von 6.000 Mark. Deo gratias!

 Im Monat März 1913 wurde das alte Altarbild "Christi Verlassenheit am Kreuze“, stammend aus der Abteikirche Heisterbach durch J. Schröder in Godesberg gereinigt und restauriert; dasselbe bildet eine Zierde der Kirche (Kostenpunkt 125 M.).

 Am 21. Febr. 1916 starb auf dem Wege zum Arzt Dr. Schaefer plötzlich und unerwartet an einem Lungenschlag Pfarrer Hub. Feldhof. 14 Jahre lang hat der Verewigte mit großem Eifer segensreich als Pfarrer in Niederdollendorf gewirkt. Er war ein Mann von tiefer Frömmigkeit und großer Herzensgüte. Mit regstem Eifer förderte er auch den Neubau der Pfarrkirche sowie die innere Ausschmückung. In der Verwaltung des Pfarramtes zeichnete ihn aus musterhafte Korrektheit und Sachkenntnis. Möge der Allgütige seinen treuen Diener in der Ewigkeit reichlich belohnen.“

Aus der Pfarrchronik St. Michael, Niederdollendorf

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Seit 1911

von Friedrich Berswordt

Auszüge aus: Heimatschrift des Quartett-Vereins Niederdollendorf

1917 - Glocken für den Krieg

1917 - für den sinnlosen und mörderischen Krieg:
3 der 4 Glocken werden geholt und eingeschmolzen

 Im Juni 1917 mußte die katholische Kirchengemeinde, bis auf die größte, 3 ihrer Glocken für Kriegszwecke lassen. […]

 Im schönsten Raum, den die Gemeinde zu bieten hatte, in der spätromanischen Halle des alten Kirchturmes, wurde eine würdige Kriegergedächtnisstätte eingerichtet.

 Nach dem Abbruch des alten Kirchenschiffes 1911 barg die Turmhalle auf der erhalten gebliebenen, neugotischen Steinmensa des vormaligen Hochaltars, eine Herz-Jesu-Andachtsstätte. Nach Plänen des Bonner Professors Menser schuf Adolf Jacik aus Oberdollendorf auf diese Mensa ein Denkmal, den auferstandenen Christus in hellem Stein, flankiert von dreibogig gekrönten Tafeln mit den Namen der gefallenen Helden.

 Auch Theodor Much, einziger Gefallener der Gemeinde im deutsch-französischen Krieg 1870-1871 war mitbenannt.

 Der Festakt zur Weihe dieses Ehrenmales fand am Sonntag, dem 22. August 1920, nachmittags um 1630 Uhr statt. Niederdollendorf zeigte reichen Festschmuck. Der Tag war zum Blumen und Spendentag erklärt. Die Festrede hielt der Divisionspfarrer Dr. Schmitz. Die Gesangvereine des Ortes umrahmten die Feier mit inhaltsvollen Liedern. […]

Glockenweihe 1927

Prozession zur Glockenweihe in Niederdollendorf
am Passions-Sonntag, dem 3. April 1927

 Glockenweihe am Passions-Sonntag 3. April 1927.

 Größte Glocke: Ton F,  Gewicht 980 kg
Inschrift: "Christus dem König, der in meinem  Geburtsjahr  von P. Pius XI. der Welt  verkündigt wurde!“

 2. Glocke: Ton As,  Gewicht 580 kg
Inschrift: "Hl. Erzengel Michael, schirm uns im Streite! Hl. Petrus, stärke die Pfarrgenossen!“

 3. Glocke: Ton B,  Gewicht 390 kg
Inschrift: "Der Königin des hl. Rosenkranzes und ihrem jungfräulichen Gemahl!“

 4. Glocke: Ton C,  Gewicht 260 kg
Inschrift: "Hl. Antonius der Einsiedler  und hl. Märtyrer Sebastianus, bittet für die Brüder!“

 Gegossen von Petit und Gebrüder Edelbrock aus Gescher i. W.

 Anfang 1944 mußte die katholische Pfarrgemeinde wiederum drei ihrer Glocken für Kriegszwecke hergeben. Diesmal durfte allerdings nur die kleinste im Turm verbleiben. […]
 Die Michaels-Pfarrkirche nahm am 10. und 12. März [1945] durch Granaten, von denen zwei im Innenraum krepierten, erhebliche Schäden am Dach, am Innen- und Außenputz, sowie am Mauerwerk und einem Haupttragepfeiler. Die Fenster waren nahezu restlos zerstört. Der alte Turm blieb - gottlob! - unversehrt. […]

 Das Aufatmen der Menschen auch in Niederdollendorf mag mit der Anschaffung von drei neuen Glocken aus Stahlguß [dem Erzengel Michael, der Gottesmutter Maria und dem Hl. Christopherus geweiht] seinen harmonischsten Ausdruck gefunden haben. Nach der feierlichen Einholung und der Weihe am 20. Juli 1947 klang es wieder vierstimmig in feierlichem "Te Deum" vom alten Turm. […]

 Bereits gegen Ende der 1950er Jahre war zunehmend deutlich geworden, daß die Gesamtanlage der St. Michael-Pfarrkirche eine sehr gründliche Erneuerung forderte. Abgesehen von den dringlichen Reparaturen 1945 war seit dem Kirchneubau 1911 nichts wesentliches mehr geschehen. Insbesondere schien die Aufbesserung des durch Kriegseinwirkung und Verrußung heruntergekommenen Innenzustandes notwendig. 1959 erhielt Architekt Lob in Siegburg die Aufsicht über die in mehreren Abschnitten vorgesehenen Arbeiten. Planungen von 1960 sahen dann als vermeintliche Verbesserungen unter anderem den Ausbau des Kirchenkellers unter der Apsis zur Krypta und Kriegergedächtnisstätte vor. Die Turmkammer sollte statt dessen zur Taufkapelle werden.

 Im Sommer 1961 umstand ein Stahlgerüst erst einmal die Turmanlage. Das Gebälk des Helmes lag frei. Schadhaftes wurde ausgewechselt, das ganze neu gedeckt und geschiefert. Sogar der alte Wetterhahn fand einen Nachfolger. Die alte Michaelstatue von 1869, die seit 1911 über dem Turmportal auf einem Sockel gestanden hatte, und die beiden vormaligen Tragsäulen der Orgelempore des alten Kirchleins, die mit "eisernen" Kreuzen gekrönt das Portal zur Kriegergedächtniskapelle flankiert hatten, verschwanden.

 Eine gründliche Überarbeitung des Turmmauerwerks wurde 1964 begonnen. Der Zustand des zuvor malerisch von Efeu umschlungenen, steinsichtigen Tuffgemäuers hatte durch Witterungseinflüsse so sehr an Festigkeit verloren, daß eine Erneuerung des äußeren Mauerwerks in der Stärke einer Steinlage notwendig war und schichtweise zur Ausführung kam. Bei der Beschieferung des Turmdaches war die kleine Apsis derart in Mitleidenschaft gezogen worden, daß ein Zerfall eingesetzt hatte. Zudem blieben die Arbeiten am Turm

Kirche Westansicht

Pfarrkirche St. Michael - Westansicht 2010

über lange Zeit halbfertig liegen. Unkraut und umherliegende Steinblöcke erregten Ärgernis in der Bevölkerung.

 Mit dem Entfernen des Außenputzes begannen 1963 - 65 die Arbeiten am Schiff der Kirche. Die bossierten, natursteinernen Grauwackerahmungen der Fenster und Portale wurden in langwierig-mühevoller Steinmetzarbeit bis auf die Ebene des Verputzes zurückgearbeitet, flächig überbeilt, um dann grau, im Gegensatz zum Weiß der Putzfläche, übertüncht zu werden. Im gleichen Zuge verschwanden die beiden gotischen Südportale, das Hauptportal und das kleinere, sogenannte Männerportal, mit wertvollen schmiedeeisernen Beschlägen, zugunsten einer stilwidrigen Eingangshalle vor dem Westgiebel des Kirchenschliffes mit stil- u nd schmucklosem Tor. Das Gesamtbild des Baues verlor an einer Aussagekraft, die der Architekt Ross mit sparsamen Mitteln erzielt hatte.

 Die um den gleichen Zeitraum, 1965, fertig gestellte Tuffneufassung von Turm und Apsis wurde 1966 sorgfältig verfugt. Bis 1967 stand der Turm in neuem, steinsichtigen Gewand, zeigte aber bald eine hohe Witterungsempfindlichkeit. Daraufhin überschlemmte man das Mauerwerk mit Mörtel und tünchte, nach altdeutscher Art, in ziegelrot.

 Im Februar 1968 begannen die Innenarbeiten im Kirchenschiff. Das äußere Bild der Kirche bot jetzt, bis auf den noch ungetünchten Verputz der ehemaligen Fortalbereiche, ein neues Aussehen in frischen Farben. Der Sonntagsgottesdienst fand bereits seit November 1963 im Saale des nahen Gasthauses "Zur Krone" statt. Als der Kirchenraum zur Ausmalung weitgehend ausgeräumt und eingerüstet war, stellte man am 7. Februar Risse im wertvollen Netzgewölbe des Hauptschiffes fest, die sich schnell als äußerst bedrohlich zu erkennen gaben. Noch am gleichen Tage wurden Kirche samt Vorplatz wegen Einsturzgefahr des Gebäudes polizeilich gesperrt. Das Läuten der Glocken verstummte, dem vorbeidonnernden Verkehr mußte man die Geschwindigkeit abdrosseln. Ein massiver Bauzaum riegelte den Gefahrenbereich ab. In der folgenden Nacht brach eine Hauptgewölberippe und senkte sich um mehrere Zentimeter. Das Gotteshaus drohte einzustürzen. Durch ein rasch errichtetes Stahlrohrgerüst mit hölzernen Lehnbögen wurde die ärgste Gefahr zunächst gebannt. Untersuchungen wiesen konstruktive Fehler und Materialschwächen nach, die durch die ununterbrochenen Erschütterungen des Autoverkehrs, das Dröhnen der Rheinschiffe und durch Flugzeugeinwirkung zu Ermüdungserscheinungen im Gewölbe geführt hatten.

 Im Herbst 1968 wurde das alte Netzgewölbe abgetragen und dem Bilde nach in gleicher Weise neu ausgeführt. Durch Berechnungen und durch den Einbau eines Pfeilers in den Spitzbogen zum nördlichen Querschiff verschaffte man der Konstruktion eine wesentlich höhere Festigkeit. Ferner erhielten die tragenden Außenwände durch den Einzug verankerter Stahlzüge zusätzliche Absicherung. Nun erst fand die Schablonen-Ausmalung des Kirchenraumes, streng nach altem Vorbild, statt. Ab Juli 1970 konnte die Gemeinde ihren Gottesdienst in der erneuerten, wenn auch in der Ausstattung vernüchterten Kirche wieder aufnehmen. Durch die außergewöhnlich hohen Zusatzkosten, die die unerwarteten Arbeiten am Gewölbe verschlangen, war an eine Krypta nicht mehr zu denken. Der Taufstein fand im Kirchenschiff wieder seinen Platz. Die Kriegergedächtnisstätte aber war ausgelöscht. Einen Platz zu Ehren der Opfer dreier Kriege hat Niederdollendorf seither nicht mehr. Die Turmhalle wurde 1982 - 83, mit der zum Heiligenhäuschen an der Bergstraße, Ecke Schleife gehörenden Pieta einer anderen Bestimmung übergeben. […]

 Das alte Pfarrhaus, im Abendschatten des Kirchturmes gelegen, "ruhte mit der Schwelle auf der Kirchhofsmauer.“ Im Volksmund hieß das von einem alten Weinkeller unterwölbte Haus zuletzt "de Burch" (die Burg). 1969 endete auch dieses geschichtsträchtige Stück Niederdollendorfs unter der Spitzhacke. […]

 [ Am 3. Dezember 1989 lösten vier neue Glocken, in Saarburg gegossen, die drei Stahlglocken von 1947 ab. Sie wurden von Domkapitular Herrn Dr. Norbert Trippen geweiht. Damit rufen heute fünf Glocken - so viele wie noch nie in Niederdollendorf - zum katholischen Gottesdienst. Die vier neuen Glocken sind dem Erzengel Michael, der Hl. Maria, dem Hl. Sebastianus und dem Hl. Antonius gewidmet. Die alten Stahlglocken wurden hinter der Kirche aufgestellt.

 Die Turmkapelle dient heute mit der "Madonna vun d´r Schleef“ als Gebetsraum und wieder dem Gedächtnis an die Gefallenen beider Weltkriege. ]

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